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Weihungsrenaturierung in der SWP

Süd-West-Presse

 

Staig / FRANZ GLOGGER 22.06.2017

 

Die Weihung soll natürlicher werden und gleichzeitig der Naherholung dienen. Das Projekt für etwa eine Million Euro ist auf drei Jahre angesetzt.

Weitgehend begradigt fließt die Weihung auf dem Gebiet der Gemeinde Staig durchs Tal in Richtung Unterkirchberg. Ein Plätschern ist allenfalls unter einer Brücke zu hören. Kaum ein Ufergehölz macht den Verlauf des Bachs in der Landschaft sichtbar. Die landwirtschaftlich genutzte Umgebung wirkt ziemlich trostlos, einzig ein paar Prachtlibellen heben sich mit ihren blau schillernden Flügeln ab.

Da lebt nichts. Außer amerikanischen Fußkrebsen. Und die gehören nicht hierher“, sagte denn auch Landschaftsplanerin Maria Kurasch am Dienstagabend im Staiger Gemeinderat. Sie hatte Pläne mitgebracht, wie sich das von der Gemarkungsgrenze zu Schnürpflingen im Süden bis zum Ortsteil Essendorf im Norden ändern soll. Gut ein Dutzend Projekt-Schritte sind geplant, zum Beispiel Aufweitungen des Bachbetts, Ausleitungen in die Aue und der Abbau von Schwellen, die eine Wanderung von Lebewesen flussaufwärts verhindern. So sehr auch Wert auf eine ökologische Verbesserung des Gewässers gelegt wird: Nicht zuletzt soll der Mensch Nutznießer des Flussumbaus sein. „Die Ökologie ist wichtig. Die Naherholung sollte aber Vorrang haben“, stellte Gemeinderat Erich Kienhöfer fest.

Über den Bach hangeln

Hierzu soll vor allem dienen, was Landschaftsplanerin Kurasch als „Sekundärbiotop mit Flachwasserzonen und Seerosen“ bezeichnet: ein Teich. Dieser soll an der Mündung des Reichenbachs in die Weihung auf Höhe des Wohngebiets „Saunfeld“ angelegt werden. Dort sind ferner Spiel- und Liegeflächen geplant, Wasserspiele und ein „grünes Klassenzimmer“. Sportliche sollen über den Bach hangeln können.

Sofern das funktioniert“, sollte der Teich zum Baden genutzt werden können, betonte Erich Kienhöfer. Genau das sei ihr Ziel, sagte die Landschaftsplanerin. Ratsmitglied Otto Weiß hat allerdings Bedenken. Dass in der Weihung so wenig Leben sei, habe sicher seinen Grund in der schlechten Qualität des Wassers: „Da wäre ich vorsichtig, Baden anzubieten.“ Kurasch bestätigte die mindere Wassergüte, verursacht zum Beispiel durch Kläreinrichtungen flussaufwärts. Der Teich werde jedoch vor allem aus dem von Ammerstetten her kommenden Reichenbach gespeist, und dieser hat der Planerin zufolge eine hervorragende Qualität. Dominik Schebesta hat Bedenken, ob das Projekt in der Nähe von Häusern an der Talstraße richtig platziert ist. Er befürchtet, dass Mücken und das Quaken von Fröschen die Freude an der Naherholung schnell trüben könnten: „Da tun wir der Talstraße nichts Gutes.“

Schlussendlich nahmen die Räte die Pläne ohne Widerspruch zur Kenntnis. Nach Auskunft der Planerin und von Bürgermeister Martin Jung hat das Land bereits einen Zuschuss von 835 000 Euro bewilligt, das entspreche 85 Prozent der Gesamtkosten von knapp einer Million Euro. Nach einer Bürgerinformation im Herbst dürfte mit der Umsetzung im Frühjahr 2018 begonnen werden. Das Projekt, ermöglicht wegen der Flurneuordnung, soll nach drei Jahren abgeschlossen sein.